CHRISTDEMOKRATIN MUSLMISCHEN GLAUBENS

Cemile Giousouf kandidiert als erste Muslimin für die CDU zum Deutschen Bundestag und erklärt, warum sie darin keinen Widerspruch sieht.

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Cemile Giousouf

Christdemokratin muslimischen Glaubens – ein Widerspruch?

Im März 2013 wurde ich zur Bundestagskandidatin für den nordrhein-westfälischen Wahl­kreis Hagen / Ennepe-Ruhr I gewählt. Das Interesse in der Partei aber auch in den Medien an der Kandidatur einer Muslimin ist groß. Immerzu wird mir die Frage gestellt: „Sie sind Mus­limin und kandidieren für die CDU? Stören Sie sich nicht am „C“? Wie passt das zusammen und ist das kein Widerspruch? “ Nein: „Christdemokratin muslimischen Glaubens – KEIN Widerspruch!“

Die CDU ist die Volkspartei der Mitte, die sich an alle gesell­schaftlichen Gruppierungen wendet, auch an solche, die nicht glauben. Das christliche Ver­ständnis vom Menschen ist Grundlage unserer Politik. Dem christlichen Bild vom Menschen folgend sind alle Menschen gleich und mit unantastbarer Würde ausgestattet,  gleich welchen Geschlechts, Hautfarbe, Nationalität, Al­ters, religiöser und politischer Überzeugung, Gesund­heit, Behinderung, Erfolg oder Misserfolg und vom Urteil anderer. Dieses christliche Ver­ständnis ist die ethische Grundlage einer verantwortungsvol­len Politik.

Im 2007 beschlossenen Grundsatzprogramm heißt es daher: „Die CDU ist für jeden offen, der Würde, Freiheit, Gleichheit aller Menschen anerkennt und die hieraus folgenden Grundüber­zeugungen unserer Politik bejaht.“ Damit macht die Partei deutlich, dass sie kein politischer Christenclub ist, sondern eine vielfältige und lebendige Partei, in der sich jeder engagieren kann, der die christdemokratischen Grundüberzeugungen teilt. Auch Menschen wie ich, die keiner christlichen Kirche angehören, sondern muslimischen Glaubens sind.

Diese christdemokratischen Überzeugungen kann ich als Muslimin unterschreiben. Diese wertebasier­te Politik der CDU war es auch, die mich von vorne herein besonders interessiert und begeistert hat. Werte wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit sind auch mir als Musli­min wichtig und gehören zu meinen politischen Grundüberzeugungen. Ein besonders gutes Beispiel ist für mich die Familienpolit­ik, die für die CDU Familienvorrangpolitik ist. Ihr Stel­lenwert in der Gesellschaft, die Wichtigkeit der Förderung von Ehe und Familie waren für die Union immer ein Markenkern ihrer Ausrichtung. Auch für religiöse Erziehung von Kindern setzt sich keine andere Partei sowie die CDU ein.

Aber für mich war auch immer ausschlaggebend, welche Position die CDU hinsichtlich der Bedeutung von Kirchen wie Religionsgemeinschaften für unsere Gesellschaft hat. Darauf geht das Regierungsp­rogramm „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland“ von CDU/ CSU in besonders präg­nanter Weise ein: „Die Bereitschaft vieler Menschen in unserem Land, für sich und andere Verantwortung zu über­nehmen und Gemeinsinn zu zeigen, gründet in der Orientierung an Werten, die häufig Ausdruck einer per­sönlichen Glaubensüberzeugung und Weltanschauung sind. Insofern leis­ten die Kirchen und Religi­onsgemeinschaften auch einen wichtigen Beitrag für unser Gemein­wesen insgesamt.“

Auch als Musli­min bin ich dankbar, welchen Einsatz gerade kirchliche Einrichtungen mit ih­rer Viel­zahl von Ehrenamtlern für unser Zu­sammenleben leisten. Es waren die Kir­chen, die sich zu den Anfängen des Gastarbeiter Zu­zugs, um die „Neuen“ gekümmert haben und es sind auch die Kir­chen, die ihren schützenden Arm um Flüchtlinge und politisch Verfolgte legen – gleich welcher Her­kunft.

Das klare Bekenntnis zum Wert des Beitrags von Muslimen und deren Verbän­den, kommt in unserem Regierungsprogramm zum Ausdruck: „Den vielfältigen Beiträgen muslimischer Vereine und Verbände zu unserem Gemeinwesen – etwa zur Integrati­on muslimischer Zuwanderer und ihrer Nachkommen in unsere Gesellschaft, wie auch zum Dialog zwischen den Kulturen und Religio­nen – gilt unsere Wert­schätzung und Unterstüt­zung. In diesem Sinne wollen wir die deutsche Islam­konferenz fortsetzen.“

Aus dieser Wertschätzung auch vor anderen Religionen heraus, war es für mich auch keine Überra­schung, warum es die Union war, die die Integrationspolitik auf die politische Agenda setzte. Angela Merkel ernannte eine Beauftragte für Migration, Integra­tion und Flüchtlinge im Kanzleramt und machte dadurch das Thema zur Chefsache. Nationa­ler Integrationsgipfel, Nationaler Aktionsplan Inte­gration, Charta der Vielfalt sind nur einige Beispiele der innovativen Integrationspolitik der Christde­mokraten. Und auch der Dialog mit den Muslimen in Deutschland wurde durch die Einrich­tung der Deutschen Islam Konferenz auf eine institutionelle Grundlage gestellt und als Dia­logplattform eta­bliert. Der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble sprach als erster Politi­ker in Deutschland einen für die Muslime in Deutschland sehr bedeutenden Satz aus: „Der Is­lam ist Teil Deutschlands“.

Die CDU-geführte Bundesregierung hat Deutschland zu einem Integrationsland gemacht. Nicht nur auf Bundesebene, auch in meinem Bundesland Nordrhein-Westfalen wurde Ge­schichte geschrieben, als der erste Landesintegrationsminister in Deutschland der CDU-Politi­ker Armin Laschet wurde. Mit Aygül Özkan wurde die erste muslimische Landesministerin in Deutschland, nämlich in Niedersachsen ernannt. Es waren CDU-geführte Länder, die den be­kenntnisorientierten islamischen Religionsunter­richt (nach Art. 7 Abs. 3 GG) modellhaft ein­gerichtet haben. Die CDU hat Zentren für Islamische Theologie an den vier Standorten Müns­ter/Osnabrück, Tübingen, Frankfurt/Gießen und Nürnberg-Er­langen mit rund 20 Millionen Euro initiiert, damit in Deutschland muslimische Geistliche aus­gebildet werden kön­nen.

Vor diesem Hintergrund ist die oben gestellte Frage sicherlich neu zu bewerte. Denn: Deutschland ist mit einer sehr zielorientierten CDU in Sachen Integration schon ein weites Stück vorangegangen. Erst die CDU hat ernsthaft an der Gleichstellung der Muslime gearbei­tet. Besonders erfreulich sind neben der erfolgreichen integrationspolitischen Regie­rungsarbeit, die Amtsträger mit Zuwanderungsge­schichte in der Partei auf allen Ebenen bis hin zum Bundesvorstand und Präsidium. Aber auch die Mandatsträger in den Kommunen und auf Landesebene sind wichtige Teile der Partei, die zum Teil als Christen, zum Teil als Musli­me, zum Teil als Angehörige einer anderen Religion oder als Agnostiker ihren Beitrag zur po­litischen Arbeit der Volkspartei CDU leisten.

Besonders gerne arbeite ich in dem, Ende 2012 von Generalsekretär Hermann Gröhe gegrün­deten Gre­mium der Bundespartei, dem Bundesnetzwerk Integration der CDU Deutschlands mit. Das Netzwerk bringt CDU-Politiker mit und ohne Zuwanderungsgeschichte zusammen. Mittlerweile kommen aus al­len Bundesländern Vertreter in regelmäßigen Abständen zusammen.Wie auch ihre, ist auch die CDU meine politische Heimat. Ich stehe für Ihre Grundüberzeugungen ein und möchte meinen Beitrag dazu leisten und als Mus­limin, Politik in Verantwortung und Wissen vor dem Schöpfer gestalten: „Gemeinsam erfolg­reich für Deutschland“.

Cemile Giousouf (1978) kandidiert 2013 als erste CDU-Poli­tikerin muslimischen Glaubens für den Deutschen Bun­destag. Sie begann ihr politisches Engagement in Aachen, ist Mitglied im Landesvorstand der nordrhein-westfä­lischen CDU und stellvertretende Vor­sitzende des Deutsch-Türkischen Forums der CDU NRW.

 

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