Younes Quaqasse ist Student und wurde 2012 als marrokanisch-stämmiger Moslem in den Bundesvorstand der CDU gewählt.
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Younes Ouaqasse
Warum Christdemokrat?
Die aktuelle Diskussion über die Verfassung des neuen Ägyptens und der Umgang mit den koptischen Christen in diesem Land führen uns erneut vor Augen, wie angespannt die Lage der Christen in vielen arabischen und islamischen Ländern ist. Weltweit werden Christen aus Glaubensgründen diskriminiert, bedroht und getötet. Der Weltverfolgungsindex 2013 der Hilfsorganisation „Open Doors“ zählt über 100 Millionen Christen, die verfolgt werden. Gerade im Nahen Osten und in Nordafrika sind die Entwicklungen seit dem arabischen Frühling besonders dramatisch. Die jugendlichen, teilweise noch nach politischer Orientierung suchenden Strömungen des Islams in Nordafrika scheinen im Moment kaum bereit, das Christentum neben sich zu dulden. Warum kommen diese beiden großen Religionen, die einander in vielem so ähnlich sind, mancherorts so schwer miteinander aus?
Jugendlich und nach politischer Orientierung suchend habe ich mich mit 16 Jahren als in Deutschland geborener Moslem für die Christlich Demokratische Union entschieden.
Dabei habe ich mir die Programme und Politiker aller wesentlichen Parteien angeschaut und habe abgewogen, welche Inhalte ich vertreten kann. Auch über das „C“ habe ich natürlich nachgedacht. Entscheidend bei meinem Eintritt waren aber nicht an erster Stelle rationale Überlegungen, sondern meine Überzeugung, dass ein wertegebundenes Fundament als Grundlage allen politischen Handelns für mich unverzichtbar ist. Die CDU hat dieses Fundament, sie setzt auf die innere Freiheit, die individuelle Leistung eines jeden Mitglieds unserer Gesellschaft, aber auch auf die verantwortungsbewusste Persönlichkeit und den sozialen Zusammenhalt. Eine der linken Parteien, aber etwa auch die FDP, konnte mir dieses starke Fundament nicht bieten. Mein Gefühl hat mich nicht getäuscht und heute, beinahe zehn Jahre später, bereue ich meine Entscheidung nicht.
Im Gegenteil, ich halte die CDU heute mehr denn je für die Partei, welche die besten Voraussetzungen hat, eine Brücke zwischen dem Christentum und dem Islam zu schlagen. Der unermüdliche Einsatz des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Volker Kauder, gegen die Christenverfolgung ist ein gutes Beispiel für die politische Sensibilisierung bei Religionsfragen, die unsere Partei und viele ihrer Politiker wie Maria Flachsbarth oder Christine Lieberknecht auszeichnen. Volker Kauder mahnt wie kaum ein anderer Entscheidungsträger an, ein stärkeres Bewusstsein in der deutschen Öffentlichkeit für das Leid der Christen weltweit zu schaffen.
Diese Sensibilisierung über pragmatische Alltagspolitik hinaus ist nicht nur in der Außenpolitik ein guter Ratgeber. Sie ist auch für die Zukunft Deutschlands, das von einer wachsenden Zahl Muslime immer mehr geprägt wird, von herausgehobener Bedeutung. Unser Land steht vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen, und das Ziel der CDU sollte es sein, in Deutschland stärker als bisher die angesprochene Brückenfunktion zu erfüllen und unsere guten Voraussetzungen besser zu nutzen. Damit uns dies gelingt, sollten wir aus meiner Sicht drei Punkte beachten:
- Die CDU darf die Themen interkultureller Dialog und soziale Gerechtigkeit nicht den politischen Gegnern überlassen, sondern muss erkennen, dass wir es sind, ausgestattet mit einem klaren Wertekanon, die auf diesen Gebieten mehr Kompetenz haben, als wir uns selbst lange zugetraut haben. Wir müssen begreifen und vor allem besser kommunizieren, dass auch die CDU für eine Gesellschaft steht, in der keiner links liegen gelassen wird, egal ob Maurer oder Manager, Christ oder Moslem. Dieser Zusammenhalt kann aber nur funktionieren, wenn Zuwanderer die deutsche Sprache lernen sowie abendländische Werte, Traditionen und Gebräuche, aus denen auch die deutschen Gesetze entspringen, respektieren.
- Die CDU muss noch mehr zur Partei der Chancengerechtigkeit werden und darf den Glauben an erfolgreiche Aufsteigerbiographien nicht verlieren. Unser Ziel muss es sein, dass Deutschland auch in Zukunft das Land der Chancen bleibt. Der Zugang zur Bildung muss weiter vereinfacht werden und es gehören vor allem diejenigen gezielt gefördert, die aus sozial schwachen Verhältnissen kommen. Vielen Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die fest in ihren sozialen Strukturen verankert sind, fehlt jegliches Bewusstsein für den Zusammenhang von Schule, Ausbildung, Beruf, Aufstieg und Erfolg. Sie sind auf eine aktive Förderpolitik angewiesen.
- In Zukunft muss es der CDU auch gelingen, noch mehr Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften für aktives soziales Engagement und auch für die politische Arbeit zu gewinnen. Wir erleben oft, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund vergleichsweise selten ehrenamtlich engagieren. Für Christen wie für Moslems und andere Gläubige sind Engagement und ein soziales Miteinander die Säulen eines starken und erfolgreichen Gemeinwesens. Diese Gemeinsamkeit müssen wir stärker herausstellen. Das Miteinander über Religionsgrenzen hinweg, das in Sportvereinen heute teilweise schon vorbildlich funktioniert, sollte auch in Bürgerinitiativen, Nachbarschaftsvereinen und politischen Parteien zur Normalität werden.
Die schwierige Eingangsfrage nach dem Auskommen der beiden Religionen Christentum und Islam werden wir nicht so schnell beantworten können. Wissenschaftler zerbrechen sich schon lange die Köpfe darüber. Als Moslem, der sich für die CDU entschieden hat, kann ich aber feststellen, dass unsere Partei die besten Voraussetzungen hat, zu einem besseren Miteinander beizutragen. Ich wünsche mir für die Zukunft eine Stärkung dieser Rolle für die CDU.
Younes Ouaqasse (24) ist Student in Jena und wurde im Dezember 2012 in den Bundesvorstand der CDU gewählt. Er war von 2008 bis 2010 Bundesvorsitzender der Schüler Union. Seit Januar 2012 ist er Landesvorsitzender des RCDS Thüringen und Beisitzer im Landesvorstand der überparteilichen Europa-Union Thüringen. Younes Ouaqasse wurde als Sohn marokkanischer Eltern in Mannheim geboren. Die Grundschule besuchte er in Marokko. Mit acht Jahren kehrte er nach Deutschland zurück.