FRAUEN GEBEN KIRCHE ZUKUNFT

Maria Theresia Opladen sieht in Frauen die unverzichtbaren Macherinnen in der katholischen Kirche und fordert für sie mehr Einfluss.

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Maria Theresia Opladen

Frauen geben Kirche Zukunft 

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) ist mit ihren 500.000 Mitgliedern der größte katholische Verband und eine der größten Frauenorganisationen in der Bundesrepublik. Das macht sie stark und zu einer unverzichtbaren Kraft in Kirche und Gesellschaft. Damit das so bleibt, hat die kfd eine Mitgliederwerbekampagne gestartet. Ihr Motto „Frauen.Macht.Zukunft.“ soll mit seinem zweifachen Sinn bewusst darauf aufmerksam machen, dass Frauen auf der einen Seite die unverzichtbaren „Macherinnen“ von Kirche sind. Auf der anderen Seite fehlen sie immer noch weitgehend in wichtigen Entscheidungspositionen in Gesellschaft, Politik und insbesondere in Wirtschaft und Kirche. Die kfd hat immer schon gefordert, dass Macht zwischen Frauen und Männern gerecht verteilt werden muss. Dafür ist es erforderlich, dass in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und auch in der Kirche entsprechende Strukturen geschaffen werden.

Ich bin überzeugt, dass die Zukunft der Kirche wesentlich von den Frauen abhängt. Sie sind es, die in den Gemeinden den Großteil der diakonischen und katechetischen Arbeit tun. Auch die liturgischen Feiern werden weitgehend von Frauen getragen. Ohne ihr Engagement könnte die Kirche ihren Grundauftrag nicht erfüllen. Es ist daher nur folgerichtig, wenn die kfd als größter kirchlicher Frauenverband einen stärkeren Einfluss von Frauen bei Leitungsentscheidungen in der Kirche fordert und Frauen in Führungspositionen bringen möchte.

Der Schöpfungsauftrag Gottes gilt beiden Geschlechtern. Somit sind Frauen wie Männer in gleicher Weise befähigt, machtvoll zu handeln. In der katholischen Kirche sind Frauen aufgrund ihres Geschlechts von wichtigen Ämtern ausgeschlossen, weil viele von diesen immer noch an die Weihe gebunden sind. Damit kommen für sie wichtige Möglichkeiten der Mitgestaltung der Zukunft der Kirche nicht in Frage. Schon aus diesem Grund lassen sich die drei Begriffe Frauen, Kirche und Zukunft für viele Frauen nicht mehr oder nur schwer zusammendenken. Nicht wenige wenden sich deshalb von der Kirche ab.

Frauen tragen in unserer Kirche nach wie vor das Gemeindeleben vor Ort. Doch wenn es um Entscheidungen und Einflussnahme geht, sind sie immer noch unterrepräsentiert. Eine Perspektive für Frauen gibt es, wenn die Kirche ernst macht mit dem partnerschaftlichen Zusammenwirken von Priestern und Laien. Partnerschaftliche Zusammenarbeit bedeutet auch, dass Frauen in der Kirche auch leitende Ämter, Dienste und Aufgaben übernehmen. Frauen wollen und können auf allen Ebenen an Leitungsentscheidungen beteiligt werden. Sowohl ehren- als auch hauptamtlich tätige Frauen müssen Zugang zu Führungsaufgaben erhalten.

Die deutschen Bischöfe haben im Bischofswort von 1981 gefordert, die Kirche solle „Modell für das gleichwertige und partnerschaftliche Zusammenleben und -wirken von Männern und Frauen sein“. Diese Aussage ist bis heute über den Zustand einer Vision nicht hinausgekommen. Daran muss sich dringend etwas ändern. Die kfd hat dazu in ihrem Positionspapier „Frauen geben Kirche Zukunft“ ganz konkrete Vorschläge gemacht: Partnerschaftliche Zusammenarbeit bedeutet, dass Frauen in der Kirche auch leitende Ämter, Dienste und Aufgaben übernehmen. Das gilt im Besonderen für alle schon heute kirchenrechtlich möglichen Führungspositionen. Dies muss durch frühzeitige Personalplanung und -entwicklung und gezielte Frauenförderung strukturell gesichert sein.

Das heißt ganz konkret, dass Frauen kirchliche Ämter und Dienste ebenso selbstverständlich ausüben sollen wie Männer und dass mehr Laien, Frauen wie Männer, Seelsorgeaufgaben wahrnehmen mit kirchlicher Beauftragung. Wir treten für eine Kirche ein, in der Frauen in den Gremien und Konferenzen auf allen Ebenen gleichberechtigt vertreten sind, in der sich Männer wie Frauen, Priester wie Laien vom spirituellen Reichtum der Frauen begleiten, leiten und unterstützen lassen, in der Frauen in der Priesterausbildung verantwortlich mitarbeiten und in der die Gemeindeleitung Frauen aktiv unterstützt, ihre Charismen zu entdecken und Führungsaufgaben zu übernehmen. Ebenso finden wir es wichtig, dass die Kirche in Deutschland sich kritisch mit ihrem Umgang mit Macht und ihren Machtstrukturen auseinandersetzt und dass sie zum Beispiel die liturgische Leseordnung und das katechetische Material aus Frauenperspektive kritisch überarbeitet.

Die Kirche muss endlich ernst machen mit dem partnerschaftlichen Zusammenwirken von Priestern und Laien. Mit aller Kraft stemmen wir uns gegen den Auszug auch engagierter Frauen aus der Kirche, dessen Folgen noch gar nicht abzusehen sind. Wir wollen die Botschaft des Evangeliums verwirklichen, die den Abbau jeder Ungleichheit und jeder Benachteiligung aufgrund des Geschlechts verlangt, wie es bereits der Apostel Paulus im Galaterbrief für die Kirche forderte.

Ganz besonders haben wir auch den Wandel im Ehrenamt im Blick. Es ist dringend notwendig, dass die Rahmenbedingungen ehrenamtlichen Engagements in der Kirche verbessert werden. Unser besonderes Interesse gilt in diesem Zusammenhang der Praxis der kirchlichen Beauftragungen, die neue Möglichkeiten der Wertschätzung und Autorisierung von bestimmten Diensten und Ämtern, beispielsweise Beerdigungsdienst und Leitung von Wortgottesfeiern, für Frauen im Ehrenamt eröffnen.

In der kfd als einer der größten Frauenorganisationen in der Bundesrepublik haben wir Erfahrung im Umgang mit Macht und Einfluss. Die kfd ist die Stimme der katholischen Frauen in Kirche und Gesellschaft, eine starke Stimme im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, bei der Deutschen Bischofskonferenz und in vielen politischen Gremien in Berlin. Unser Ziel ist es, mit dieser Stimme noch lauter und deutlicher zu artikulieren, was wir erreichen wollen. Das geht nur wenn Frauen ihre Möglichkeiten der Mitbestimmung wahrnehmen und diese weiterhin deutlich einfordern.

Maria Theresia Opladen (1948) war von 1994 bis 1999 ehrenamtliche Bürgermeisterin in Bergisch Gladbach, danach bis 2004 hauptamtliche Bürgermeisterin. Von Mai 1990 bis September 1999 CDU-Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag, seit 2008 Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands

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