FÜNF JAHRE KREUZ-UND-QUER.DE

Fritz Kronenberg hat am 5.  September 2012 den ersten Beitrag auf kreuz-und-quer.de veröffentlicht. Der Initiator und Mit-Herausgeber blickt zurück auf die fünfjährige Geschichte dieses Blog für politisches Handeln aus christlicher Verantwortung.

Den folgenden Beitrag können Sie hier ausdrucken.

Friedrich Kronenberg

Fünf Jahre „kreuz-und-quer.de“

Am 5. September 2012 habe ich mit „Ökumene jetzt! – Christlicher Weltdienst jetzt!“ den ersten Beitrag im Blog „kreuz-und-quer.de“ veröffentlicht. Als Herausgeber und als Redaktion haben wir damals diesen Blog nicht gegründet, weil wir uns in der Öffentlichkeit eine Stimme geben wollten; die hatten wir bereits zur Genüge. Vielmehr verfolgten wir ein doppeltes Ziel: erstens wollten wir auch im Netz eine Stimme haben, weil diese zunehmend ein Teil unserer realen Welt ist; zweitens wollten wir durch unsere Initiative „in Staat und Gesellschaft das politische Engagement der Christen stärken und unsere Welt aus christlicher Verantwortung und Überzeugung – orientiert am christlichen Menschenbild – politisch mitgestalten“ (Vgl. Das Selbstverständnis). So wollten wir dazu beitragen, dass die Kirche als „Sauerteig“, als „Salz der Erde“, als „Samenkorn“ und als „Licht der Welt“ in der Mitte der Welt gegenwärtig ist.

Waren diese fünf Jahre erfolgreich? Fast 250 Autoren haben – ohne ein Honorar zu erhalten – 300 Beiträge geschrieben, die in der Regel in wöchentlichem Abstand erschienen. Beinahe 50 Leser können durchschnittlich täglich registriert werden, mit steigender Tendenz. 3.300 Abonnenten werden automatisch über jeden neu erschienenen Beitrag informiert. 860 Kommentare zu den veröffentlichen Beiträgen sind im Blog erschienen; das ist sicherlich steigerungsfähig. Insgesamt wird man aber von einem beachtlichen Erfolg unserer Bemühungen sprechen können. Dank gebührt in erster Linie der Redaktion, die ehrenamtlich arbeitet, und nicht zuletzt den Autoren.

Der Erfolg der ersten fünf Jahre ließe sich zukünftig sicherlich steigern, wenn es gelänge, über Social Media, wie Facebook und twitter, vor allem jüngere Menschen zusätzlich zu beteiligen. So würde wohl auch die Zahl der Kommentare im Blog steigen. Da die Möglichkeiten einer ehrenamtlich tätigen Redaktion begrenzt sind, müssen neue Wege erschlossen werden. Vielleicht finden sich junge Männer und Frauen, die diese Ausweitung über die Social Media in Angriff nehmen. Dies könnte ein Weg sein, die Verbreitung des Blogs weiter auszubauen und junge Leute in die Verantwortung zu nehmen. Schließlich verfolgt niemand aus dem Herausgeberkreis das Ziel, dass „kreuz-und-quer.de“ mit ihm stirbt.

Unverzichtbarer Kern von kreuz-und-quer.de muss auch zukünftig das gesellschaftliche und politische Wirken von Männern und Frauen aus christlicher Verantwortung und Überzeugung sein. Dieses Wirken zeichnet sich in unserer Zeit weniger durch Kampf, vielmehr durch unser Zeugnis aus. Unsere Gesellschaft ist aufs Ganze gesehen nicht unchristlich, eher ist sie sich ihrer Wurzeln, ihrer geistigen Verfassung und ihrer geschichtlich gewachsenen Prägung nicht ausreichend bewusst. Wir kämpfen heute nicht gegen den „Antichristen“, wie das von uns im Nationalsozialismus und im Kommunismus gefordert war. Wir haben der großen Mehrheit von Christen in unserer Gesellschaft durch unser Zeugnis im Handeln – was den notwendigen politischen Streit in der Demokratie keineswegs ausschließt – zu vermitteln, wo sich die Quelle für das Gelingen eines solidarischen Zusammenlebens in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit findet. Das ist eine ganz andere Herausforderung im Vergleich zu der, vor der wir Älteren im vergangenen Jahrhundert oft standen. Nicht ein unsere Gesellschaft prägender Atheismus ist unser Problem, sondern eine Vergessenheit der eigenen Herkunft. Wenn Christen verantwortungsvoll und überzeugend handeln, können sie diese Vergessenheit überwinden helfen und gleichzeitig Mitstreiter gewinnen. Nur so kann gleichzeitig ein fruchtbarer Dialog mit der wachsenden Zahl muslimischer Menschen in unserem Land gelingen, der für die Zukunft unseres Gemeinwesens unverzichtbar ist.

Es versteht sich von selbst, dass unser christliches Zeugnis im gesellschaftlichen und politischen Handeln aufs Ganze gesehen nur als ökumenisches Zeugnis wirksam sein kann. Eine Gesellschaft, die ihre Herkunft und ihre geistige Verfasstheit weithin vergessen hat, kann nur durch ökumenische Bemühungen überzeugend angesprochen werden. Das hat „kreuz-und-quer.de“ von Anfang an im Blick gehabt. Der Start des Blogs vor fünf Jahren war mit der Veröffentlichung des Aufrufs „Ökumene jetzt: ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ verbunden, eines Aufrufs von Personen des öffentlichen Lebens zur Überwindung der konfessionellen Kirchentrennung, der fast 10.000 Mitunterzeichner gefunden hat. Der Blog ist dieser ökumenischen Verpflichtung treu geblieben und auch in Zukunft gibt es hierzu keine Alternative. Es ist ein bleibendes Verdienst der Unionsparteien, ökumenische Gemeinsamkeit im politischen Handeln verwirklicht zu haben. Jetzt kommt es darauf an, diese Gemeinsamkeit zukünftig zu bewahren und die ökumenische Dimension christlichen Handelns auch über Parteigrenzen hinweg weiter zu entwickeln. Hier liegen gewiss noch zukünftige Aufgaben für „kreuz-und-quer.de“.

Politisches Handeln, das sich als ökumenisches Handeln versteht, muss selbstverständlich kirchlich relevant sein. Die gelegentlich zu hörende Forderung, die Kirchen sollten sich auf ihr „Kerngeschäft“ konzentrieren, verkennt das Selbstverständnis der Kirchen vollkommen. Es gibt kein politisches Handeln aus christlicher Verantwortung und Überzeugung, das gleichsam außerhalb der Kirchen angesiedelt ist. Das gilt selbstverständlich auch für ökumenisches Handeln. Daraus folgt, dass die hier handelnden Personen auch in ihren Kirchen ihren Platz und ihre Aufgaben wahrnehmen müssen. Als politisch – aus christlicher Verantwortung – handelnde Personen handeln wir zwar nicht im Namen der Kirche, aber doch als Kirche. Das heißt für unseren Blog, auch seine Rolle und seine Aufgaben in innerkirchlichen Kontexten wahrzunehmen. Hier kommen Herausforderungen auf uns zu, denen wir uns zukünftig wohl noch entschlossener werden stellen müssen. Dabei geht es keineswegs nur um innerkirchliche Abstimmungsprozesse. Die innerkirchlichen Meinungsbildungsprozesse verlangen auch eine aktive Beteiligung der politisch handelnden Laien. Wir sind nicht Vertreter der Kirche, wir sind Kirche.

Der Blog „kreuz-und-quer.de“, vor fünf Jahren gestartet, ist ein beachtlicher Erfolg im Kontext politischen Handelns aus christlicher Verantwortung. Die Zukunft birgt die Chance, weitere Erfolge zu erzielen. Unser Land, aber auch Europa und die Welt brauchen eine erfolgreiche Fortsetzung unserer Bemühungen. Dabei sollte die junge Generation besonders im Blick behalten werden. Nur mit ihr lässt sich unsere politische Zukunft aus christlicher Verantwortung und mit authentischer Überzeugungskraft gestalten. Nur wenn es gelingt, noch mehr junge Männer und Frauen aktiv im Blog zu beteiligen, können wir zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Dr. Dr. h.c. Friedrich Kronenberg (1933) ist Mit-Herausgeber von kreuz-und-quer.de hat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert. 1960-64 war er hauptamtlicher Leiter der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, 1966 – 1999 Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und 1983-1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1982 – 2003 war er Vorsitzender der Kommission für Zeitgeschichte und 2001 – 2009 Vorsitzender des Maximilian-Kolbe-Werkes.

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