DIE CHANCEN DER DIGITALISIERUNG GESTALTEN

Thomas Strobl betont die Chancen der digitalisierten Arbeitswelt ohne die Risiken zu leugnen: Es geht um eine entscheidende Zukunftsfrage für den Wirtschaftsstandort Deutschland..

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Thomas Strobl

Die Chancen der Digitalisierung gestalten

Wie haben Sie heute Ihren Arbeitstag begonnen? Meiner startete mit einem Blick auf mein Smartphone. Noch vor 30 Jahren, in einer Zeit, in der Computer als Jobkiller galten, wäre jeder für verrückt erklärt worden, der unseren heutigen Berufsalltag mit diesem „Mini-Computer“ hätte vorhersagen können. Dabei hat der technische Fortschritt unsere Art zu arbeiten schon immer radikal beeinflusst. Denken wir nur an die Erfindung der Dampfmaschine im vorvergangenen Jahrhundert. Der entscheidende Schlüssel zu Wirtschaft und Produktion im 21. Jahrhundert wird allerdings keine Maschine, sondern die Digitalisierung sein.

Wir nehmen die Chancen in den Blick.

Für eine Partei wie die CDU ist es selbstverständlich, dass wir alle Voraussetzungen schaffen, damit Deutschland eine führende Rolle im digitalen Fortschritt einnimmt. Dabei lassen wir uns nicht von Schreckensbildern leiten, sondern wollen uns auf die Stärken unseres Landes und unserer Menschen besinnen. Deutschland hat die besten Voraussetzungen, an der Spitze der Digitalisierung zu stehen. Im Fahrzeug-, im Maschinenbau und der Elektroindustrie sind wir bereits heute Weltspitze. Aber darauf ruhen sich unsere Unternehmen nicht aus. Sie sind dabei, unsere hervorragende Technik dem digitalen Wandel anzupassen. Viele Tüftler und Erfinder in Mittelstand und der Industrie arbeiten an den Chancen, damit wir auch weiterhin in Wohlstand leben und eine entscheidende Rolle in der Weltwirtschaft spielen.

Aber: viele Menschen in Deutschland erleben die Digitalisierung und die Anforderungen, die mit ihr einhergehen, als Bedrohung ihres Arbeitsplatzes, der eigenen beruflichen Zukunft und der bislang für selbstverständlich gehaltenen sozialen Absicherung. Diese Ängste gilt es ernst zu nehmen.

Die Digitalisierung – wie im Grund jede Technologie – ist janusköpfig. Ich plädiere dafür, vor allem die Chancen zu sehen und diese richtig zu nutzen. Es gilt, die Digitalisierung selbst voranzutreiben, anstatt uns von ihr treiben zu lassen. Dann haben wir es auch in der Hand, das Beste für unser Land herauszuholen. Lasst uns auf der Digitalisierungswelle reiten und sie aktiv gestalten!

Die CDU schafft den Rahmen für Innovationen und gute Arbeitsbedingungen.

Wie das am besten gelingen kann, diskutieren wir derzeit in der von mir als stellvertretendem Bundesvorsitzenden geleiteten Parteikommission „Arbeit der Zukunft – Zukunft der Arbeit“. Als eine von drei CDU-Programmkommissionen erarbeiten wir ein Konzept für unsere Wirtschaftspolitik, das über das Wahljahr 2017 hinaus blickt. Wir gehen mit der Devise heran: Die Digitalisierung ist eine von Menschen gemachte Entwicklung, die wir beeinflussen und gestalten können. Das haben wir bei der CDU bereits bei der Globalisierung so gehandhabt, die vor 20 Jahren noch bedrohlich wirkte, mit der wir heute aber gut zu leben gelernt und von der wir sogar sehr stark profitiert haben. Und dafür holen wir jeden Einzelnen ins Boot.

Die Zukunft unseres Landes sind Menschen mit kreativen Ideen. Das müssen wir bei der Entwicklung von Lehrplänen für Schulen und Universitäten aber auch bei der Erwachsenenbildung im Blick haben. Ein zentrales Thema unserer Kommission wird deshalb die Bildung im Zeitalter der Digitalisierung sein, das „Lernen 4.0“. Wir haben gelernt: Man wird zukünftig im Leben ein bis zweimal etwas fundamental Neues lernen müssen. Wir wollen in der Kommission darüber nachdenken, wie es uns gelingen kann, dass sich niemand davor ängstigt, abgehängt zu werden, sondern stattdessen alle das lebenslange Lernen als Chance begreifen.

Nur wenn die Mitarbeiter in unseren Unternehmen Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die auf dem Weltmarkt nachgefragt werden, können wir Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Die Arbeit der Zukunft muss daher in jedem Fall vom Menschen her gedacht werden. Als christliche Partei stellen wir daher den Menschen in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen und fragen: Wer werden die handelnden Personen in der Arbeitswelt der Zukunft sein? Wie gestalten wir Arbeitsalltag und Arbeitsumfeld für die Menschen in der digitalisierten Zukunft?

Wie sieht das Arbeitsverhältnis der Zukunft aus?

Mit der Digitalisierung geht möglicherweise eine Steigerung der Produktivität einher und der einzelne Mensch wird mehr arbeiten. Andererseits heißt das auch, dass wir durch eine bessere Auslastung der vorhandenen Arbeitskraft auch weniger arbeiten könnten, ohne weniger produktiv zu sein. Wir sehen heute noch nicht ab, welche Arbeitsverhältnisse in Zukunft dominieren werden. Deshalb wollen wir die Chancen und die Risiken bearbeiten: Gute Ausbildung, Sozialversicherung und Arbeitsschutz werden wir auch in Zukunft brauchen, um Menschen vor den großen Risiken des Arbeitslebens abzusichern: alt, krank und arbeitslos zu werden.

Klar ist jedenfalls: Junge Menschen werden anders arbeiten als ihre Eltern. Wie immer bei technischem Fortschritt werden sich manche Tätigkeiten ändern oder gar wegfallen. Aber wenn wir unsere Chancen nutzen, werden deutlich mehr neue Arbeitsplätze entstehen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Menschen darauf vorzubereiten und die Nase vorn zu haben. Denn auch in Zukunft gilt: Ein guter Arbeitsplatz ist dort, wo man gerne hingeht, weil man denen vertraut, für die man arbeitet, stolz sein kann auf das, was man tut, und wo Zusammenarbeit Spaß macht.

Auch Scheitern muss erlaubt sein.

Für uns werden allerdings nicht nur handfeste Zahlen von Bedeutung sein, sondern wir wollen die gesamte Gesellschaft im Blick haben. Wenn wir eine „neue Gründerzeit“ wollen, dann sollten wir auch versuchen, in Deutschland eine „Kultur des Scheiterns“ zu etablieren. Wir dürfen Geschäftsaufgaben und Insolvenzen nicht mehr als Untergang betrachten, wie es hierzulande leider häufig gesehen wird. Stattdessen sollte gelten: Aufstehen, kräftig schütteln, weitermachen. Misserfolge gehören ganz selbstverständlich zum Unternehmertum, wenn wir daraus lernen. Deshalb sollten wir keine Angst vor Fehlern haben. Eine zweite oder dritte Chance sollte stattdessen etwas ganz Selbstverständliches werden. Auch in unserer Kommission gibt es Menschen, die gescheitert sind – und dies als Chance begriffen haben. Denn wenn es uns gelingt, in Deutschland Gründergeist zu vermitteln und die Angst vor der Erfolglosigkeit zu nehmen, dann haben wir schon viel gewonnen.

Die Digitalisierung ist nicht gefährlich an sich – sie ist nur gefährlich, wenn wir die Chancen nicht richtig nutzen. Deshalb müssen wir jetzt alles dafür tun, damit unser Land auf den digitalen Wandel vorbereitet ist. Dann haben wir es auch in der Hand, das Beste für unser Land herauszuholen. Und dann macht das Ganze großen Spaß!

Thomas Strobl MdB (1960) ist Vorsitzender der CDU Baden-Württemberg und Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands. In dieser Funktion leitet er eine von drei Zukunftskommissionen, die die Parteiarbeit inhaltlich und programmatisch weiterentwickeln sollen. Als Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion ist er für Justiz- und Innenpolitik zuständig.

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