Jutta Hinrichs beschreibt die Arbeit der Steyler Bank als Ethikbank und „Exot und Stachel“ in der Bankenwelt.
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Jutta Hinrichs
Bankgeschäft aus christlicher Überzeugung:
Die Steyler Bank als Missionarin auf dem Finanzmarkt
„Geld soll dienen und darf nicht regieren!“ Diesem Aufruf von Papst Franziskus in einer Ansprache am 16. Mai 2013 werden sicher viele zustimmen – gerade nach den bitteren Erfahrungen aus der Finanzkrise. Doch die Kunst liegt ja bekanntlich gerade darin, solche Appelle nicht verhallen zu lassen, sondern auch in die Tat umzusetzen. Hiermit tun sich Menschen generell – und die „Geldjongleure“ auf den Finanzmärkten im Besonderen – schwer. Da ist es gut zu wissen, dass es heute bereits verantwortungsbewusste Akteure auf den Finanzmärkten gibt, die anders sind als andere und gegen den Strom bzw. die Zocker-Mentalität „höher, schneller, weiter“ schwimmen. Einer dieser Akteure ist die Steyler Bank, über die Karl Kardinal Lehmann anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens 2004 sagte: „Die Steyler Bank ist Exot und Stachel zugleich in einer Bankenwelt, in der oft die Rendite über allem steht. Sie zeigt, dass Christen anders handeln können und es auch tun.“
Doch was macht die Steyler Bank konkret und worin unterscheidet sie sich von anderen Akteuren auf dem Finanzmarkt? Oder anders gefragt: Kann es überhaupt gelingen, den Finanzmarkt zu „missionieren“? Die Steyler Bank hat sich genau das zum Ziel gesetzt und betreibt ihr Bankgeschäft aus christlicher Überzeugung, was an folgenden zehn Merkmalen deutlich wird:
- Die Steyler Bank ist die einzige katholische Ordensbank in Deutschland. Ihre Aufgabe ist es, die Philosophie der Steyler Missionare und Steyler Missionsschwestern in Geschäftspolitik umzusetzen und somit einen konkreten Beitrag zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu leisten.
- Die Steyler Bank ist die einzige deutsche Ethikbank mit einem weltweiten Netzwerk, denn insgesamt sind 10.000 Steyler Missionare und Missionsschwestern in 70 Ländern vertreten. Die Steyler Bank ist diesen auf doppelte Weise verbunden: Unser Bankgewinn fließt in Steyler Hilfsprojekte vor Ort und gleichzeitig erhalten wir von den Missionaren und Missionsschwestern – den sogenannten Steyler Ethikscouts – Rückmeldungen über das Wirken von multinationalen Unternehmen. Dies stellt eine wichtige zusätzliche Informationsquelle für Investitionen in solche Unternehmen auf dem Kapitalmarkt dar.
- Die Steyler Bank ist die älteste Ethikbank in Deutschland – sie wurde bereits 1964 gegründet und damit noch lange vor so manchen anderen „Alternativbanken“ wie der GLS, Umweltbank etc. Im Gegensatz zu großen kommerziellen Banken bieten wir ethische Geldanlagen auch nicht erst seit der Finanzkrise an, sondern sie gehören von Anfang an zu unserem Kerngeschäft.
- Die Steyler Bank ist eine der ältesten Direktbanken in Deutschland – seit 1964 betreuen wir unsere 18.000 Kunden (Tendenz steigend) deutschlandweit per Telefon, Briefpost und Hausbesuchen, und seit Einzug der modernen Technik selbstverständlich auch online.
- Die Steyler Kundenberatung ist nicht nur ethisch, sondern vor allem auch unabhängig – also keine Abhängigkeit von Produktanbietern, kein Gruppenzwang – und offen für alle Kunden – also konfessionsübergreifend, nicht eingeschränkt auf kirchliche Angestellte.
- Die Steyler Bank hat ein „Patent“ auf ihre Missions®-Anlageprodukte: Missions®-Sparbuch, Missions®-Sparbrief, Missions®-Wachstumssparen, Missions®-Tagesgeld etc. Unsere Kunden können entscheiden, ob sie einen Teil ihrer Zinsen freiwillig spenden wollen. Diese „Zinsspenden“ fließen zusammen mit dem ausgeschütteten Teil des Bankgewinns in die Steyler Missionsprojekte weltweit. Dieser Transfer summiert sich auf ca. 2,5 Millionen Euro pro Jahr. Somit ist die Steyler Bank die einzige Bank mit einer rein ethischen Gewinnverwendung. Die Armen weltweit sind unsere Anteilseigner und die Steyler Bank ein „Social Business“ in Reinform.
- Die Steyler Bank ist die einzige Ethikbank in der Rechtsform der GmbH, somit Privatbank und als solche Mitglied im Bundesverband der deutschen Banken. Dort bringen wir das Thema Nachhaltigkeit im neu gegründeten Arbeitskreis Nachhaltigkeit voran, wo wir mit den Vertretern der drei deutschen Großbanken an einem Tisch sitzen. Auch wenn der Vergleich der Bilanzsummen die Analogie zur biblischen Geschichte zu David und Goliath nahe legt, so fühlen wir uns doch in dieser David-Rolle sehr wohl und versuchen, so manchen Stein zwar nicht zu werfen, aber doch zumindest ins Rollen zu bringen.
- Die Steyler Bank praktiziert eine strenge ethische Anlagepolitik bei ihren Eigenanlagen: Wir investieren nur in Best-in-class-Unternehmen, also in Unternehmen, die in ihrer jeweiligen Branche zu den Nachhaltigkeitsführern gehören, und gegen kein Ausschlusskriterium verstoßen. Wir nehmen dafür in Kauf, dass nur etwa 500 Unternehmen die Aufnahme in unser ethisches Anlageuniversum schaffen und somit für uns am Kapitalmarkt investierbar sind. Doch gerade diese Einschränkung macht deutlich: Wir meinen es ernst mit unserer Maxime „Gewinnoptimierung statt Gewinnmaximierung“.
- Die Steyler Bank ist der Anbieter eines neuen Typus von nachhaltigen Aktienfonds: Der Fonds investiert in ca. 50 Unternehmen, die allesamt im oben definierten Anlageuniversum enthalten sein müssen und zusätzlich noch eine gute Streuung über große und kleine Unternehmen, über europäische und außer-europäische Werte darstellen. Die Entscheidungen des Fonds-Ethikkomitees basieren dabei nicht nur auf den Ratings der oekom research AG. Zusätzlich fließen hier die Informationen der Steyler Ethikscouts über das lokale Handeln der Aktienunternehmen mit ein. Neben dem Aktienfonds wird die Steyler Bank im Juli einen ethischen Rentenfonds starten, der seine Werte nach den gleichen strengen Nachhaltigkeitskriterien selektieren wird. Durch diese beiden Fonds wird die Steyler Bank am Kapitalmarkt über ihren eigenen Kundenkreis hinaus bekannt und kann das Angebot an nachhaltigen Fonds mit zwei besonders guten Produkten ergänzen.
- Die Steyler Bank praktiziert eine Reihe von „Engagement-Prozessen“: Was in angelsächsischen Ländern absolut üblich, in Deutschland aber eher unterentwickelt ist, ist der direkte Kontakt zwischen einem ethischen Investor und einem Unternehmen, wenn dieses nicht oder nicht mehr den Nachhaltigkeitsanforderungen des Investors entspricht. Genau diesen Weg beschreitet die Steyler Bank: Sie beobachtet sehr genau das Nachhaltigkeitsverhalten der Unternehmen, in die sie über ihren Steyler Aktienfonds investiert ist. Sollte ein Unternehmen in seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen nachlassen (Verlust des Prime-Status oder Verstoß gegen Ausschlusskriterien), trennt sich die Steyler Bank von der Aktie, steigt dann aber direkt in einen „Engagement-Prozess“ ein, um das Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu motivieren und letztlich den Kapitalmarkt christlich zu „missionieren“.
Jutta Hinrichs (1968) ist Bankkauffrau und Diplom-Volkswirtin und hat vor ihrem Wechsel zur Steyler Bank viele Jahre im Deutschen Bundestag, bei der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie im Generalsekretariat des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gearbeitet. Dort leitete sie das Referat „Wirtschaft und Soziales“ und betreute auch die Themen Ethisches Investment und Social Business. Seit 2012 koordiniert sie die „Stabstelle Ethik & Nachhaltigkeit“ der Steyler Bank.