Friedrich Kronenberg antwortet auf die Kommentare zu seinem Artikel „Ökumene jetzt – Christlicher Weltdienst jetzt“
Die Forderung nach verstärkter Zusammenarbeit im Christlichen Weltdienst – auch und gerade auf dem Feld der Politik – tritt nicht an die Stelle des notwendigen theologischen Diskurses, vielmehr soll eine solche Zusammenarbeit die ökumenische Bewegung stärken. Die ökumenische Bewegung kennt nicht nur den Dialog, sondern auch das gemeinsame Zeugnis, auch im politischen Leben. Die von Klaus Mertes geschilderten geschichtlichen Beispiele zeigen, dass nicht immer nur ökumenisches Bewusstsein die Zusammenarbeit und Begegnung von Christen fördert, sondern dass auch die Zusammenarbeit und die Begegnung von Christen ein stärkeres ökumenisches Bewusstsein schafft.
Nicht politische Erwägungen sondern politische Herausforderungen verlangen eine verstärkte Zusammenarbeit der Christen im Staat und in der Völkergemeinschaft. Nur so kann das christliche Zeugnis in der Welt Überzeugungskraft gewinnen. Konfessionsgebundenes Reden und Wirken kann heute in der Politik nur schwer eine nachhaltige Kommunikation mit allen Beteiligten auslösen. Das führt zu mangelnder Relevanz in Gesellschaft und Staat.
Das gemeinsame christliche Zeugnis kann auch nicht Sache einer politischen Partei sein, es muss parteiübergreifend sein. Die konfessionelle Trennung ist ein Skandal, denn Christus hat eine Kirche gewollt. Die parteipolitische Vielfalt hingegen ist die notwendige Voraussetzung für eine lebendige Demokratie.
Die Kirchenspaltung (nicht die Reformation!) hatte auch politische Gründe. Wenn heute politische Gründe für ein gemeinsames Zeugnis der Christen sprechen und damit für eine verstärkte ökumenische Zusammenarbeit, dann sehe ich darin ein Wirken des Heiligen Geistes, der uns auf den rechten Weg zurückführen will.
Allerdings gibt es auf diesem Weg keine politischen Patentrezepte. Wie Europa konkret aussehen soll, wie Gerechtigkeit global und lokal verwirklicht werden kann, das ist allemal auch unter Christen zu diskutieren, allerdings unter dem Anspruch des christlichen Bildes vom Menschen und vom Zusammenleben der Menschen.