Herbstgedanken…

Dr. Christoph Braß

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer tiefen Krise. Volkswagen ist nur ein Beispiel für viele. Viele Konjunkturmaßnahmen der ehemaligen „Ampel“-Regierung verpuffen folgenlos. Inzwischen haben wir Wahlkampf: Lindner und Scholz beharken sich öffentlich. Die Frage, wer gelogen hat (oder zumindest nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte) bleibt wortreich offen. Ich weiß natürlich: Das ist eine hoffnungslos altmodische Frage.

Vor vierzig oder fünfzig Jahren sagte man noch: „Mein Kind soll es einmal besser haben als ich!“ Auch damals hatten die Leute Sorgen. Aber es gab eine Zukunftsvision. Und heute? – Nur acht Prozent der Jugendlichen glauben, dass es den künftigen Generationen besser gehen wird.

Szenenwechsel, gleiches Bild: Der Klimawandel schreitet in beängstigenden Schritten fort. Vor kurzem gab es verheerende Überflutungen in Spanien. Im Sommer haben wir in Deutschland in schöner Regelmäßigkeit Hitze- und Dürrerekorde. Und in jedem Jahr stellen wir erstaunt fest, dass die vergangen zwölf Monate die heißesten seien seit der Erfassung der Klimadaten.

Szenenwechsel, gleiches Bild: Derzeit können etwa 20 Prozent der Deutschen mit der demokratischen Struktur dieses Landes eher wenig anfangen. Die wenigsten lehnen die Demokratie offen ab, aber sie bezweifeln, dass sie wirklich funktioniere. Viele der Demokratieverdrossenen von AfW oder BSW haben großes Verständnis für Putins Russland oder China. Dort wird mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf Verluste durchregiert.

Schlechte Zeiten für die Demokratie! Sie mag Fehler haben und unendlich mühsam sein. Vor Fehlentscheidungen ist sie auch nicht gefeit. Aber die Demokratie ist gerechter als alle anderen Herrschaftsformen. Das Versprechen der Demokratie lautet schlicht: Jeder hat mit seiner Stimme die gleichen Chancen, etwas zu ändern. Das gilt unter anderen in der Wirtschaft wie beim Klimaschutz. Sicher: Es kann in korrupten Systemen gebrochen werden. Gerade deshalb heißt es, wachsam zu sein und für die Demokratie einzustehen.


Dr. Christoph Braß, Jahrgang 1967, ist einer der Redakteure von „kreuz-und-quer.de“ und war längere Zeit Vizepräsident des ZdK. Er war Abteilungsleiter Inland unter Bundespräsident Gauck.

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