Die Ozeane sind mit der Zukunftshoffnung aller Völker verwoben

Pirmin Spiegel

Der riesige Kontinent, der etwa ein Drittel des gesamten Planeten umfasst, ist einzigartig. Die internationale Datumsgrenze geht mitten durch ihn, das heißt, dass jeder neue Tag in Ozeanien beginnt und in Ozeanien endet.

Ozeanien ist reich an Diversität: 21 Länder, von kleinen Inselstaaten bis zu großen Landmassen, mit einem breiten Spektrum ethnischer, kultureller und sprachlicher Gruppen. Eine Überfülle an Naturschönheit ist gepaart mit ökologischen Krisen. Hautnah spürbar ist, dass die globale kommerzielle Expansion in und um die Region das Überleben und die Existenz der Lebensgrundlagen, der Kultur und der Heimat der vielen verschiedenen und einzigartigen indigenen Gruppen in Ozeanien bedroht.

Zugleich ist Ozeanien Brennpunkt und Schauplatz geopolitischer Konflikte zwischen Weltmächten und wird von kolonialen und neokolonialen Dynamiken beeinflusst, die von internationalen Wirtschaftsunternehmen vorangetrieben werden.

FCBCO

Aus vier Bischofskonferenzen setzt sich die Föderation der katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens (FCBCO) zusammen: von Papua Neu Guinea und den Solomon-Inseln, der Pazifikregion, von Neuseeland und von Australien. Kürzlich tagte die FCBCO in Fidschi nahe der Hauptstadt Suva.

Die Orte der Vollversammlung sind neben dem Tagungsraum die Präsenzen an einem Fluss mit Abbau von metallhaltigem Sand und Geröll, weswegen sich der Fluss metertief in die Erde hineingefressen hat und das Leben drumherum veränderte; an einem Friedhof, der wegen Erosionen vom Meerwasser überschwemmt ist und in einer nahegelegenen Gemeinde, in der wir einen inkulturierten Gottesdienst und ein Fest feierten. Dies bestimmte den ersten Teil der Vollversammlung: Hinhören auf Orte der Vulnerabilität und der Peripherie, der Fragilität und der Hoffnung.

Im vorläufigen Schlussdokument der Vollversammlung steht: „Die ökologische Krise bedroht viele Menschen und Gruppen existentiell. Sie zeigt sich im Anstieg des Meeresspiegels, in der Versauerung der Ozeane, in Dürren, Überschwemmungen und immer häufiger auftretenden extremen Wetterereignissen.“ Die Vollversammlung forderte eine ökologische Umkehr.

Diejenigen, die das sagen, sind Teil Ozeaniens, verstehen ihn und kommunizieren mit ihm. Die Wasser sind ihre Heimat und „um die Heimat sorgt man sich“. Jetzt erfahren und erleben sie, wie Gleichgewichte zerstört werden und diese Zerstörung sie selbst betrifft. Zugleich konnte in den letzten Jahren zusammen mit den Gemeinden dem Tiefseebergbau entgegengetreten werden.

Den Schrei der Ozeane hören

Den Schrei der Vulnerablen, den der Schöpfung und den der Ozeane hören. Dieses Gewebe gehört zusammen. Die Ozeane produzieren mehr Sauerstoff als die Amazonasregion, sind das weiteste Ökosystem auf dem Erdplaneten, fast die Hälfte der bekannten Arten leben darin. Ozeane regulieren das weltweite Klima und sind wichtig für unsere Ernährung.

Das aktuelle Misereor-Hungertuch stammt von Emeka Udemba. Sein Titel ist eine Frage: „Was ist uns heilig?“ Es erzählt von Vulnerabilität und Hoffnung, von Spiritualität und dem Verbunden-Sein untereinander. Unser gemeinsames Haus – ich lerne in diesen Tagen im Hinblick auf den Umgang mit unserem lebendigen Planeten und ich lerne Expert*innen kennen, deren Stimmen und Weisheit wesentlich sind.


Pfarrer Pirmin Spiegel ist Hauptgeschäftsführer bei Misereor. Bevor er 2012 zu Misereor kam, war er 15 Jahre in Brasilien als Pfarrer tätig und bildete in verschiedenen Ländern Lateinamerikas Laienmissionare aus.

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