Mertes zu Israel

Zur Lage im Nahen Osten erschien unter dem Titel „Ich habe gelernt“  im August in der Wochenzeitschrift „Christ und Welt“ ein lesenswerter Beitrag von Michael Mertes, der 2011 – 2014 das Büro der Konrad-Adenmauer-Stiftung in Jerusalem geleitet hat.

Den vollständigen Beitrag finden Sie auf der Homepage von „Christ und Welt“ hier.

Michael Mertes

(Jerusalem/Bonn,abgeschlossen  am 4. August 2014)

 Menschen wie wir 

Nachdem ich Anfang Juni 2011 meine neue Aufgabe als Leiter des Auslandsbüros Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem angetreten hatte, entdeckte ich in einer Buchauslage den Titel „Wie man innerhalb von sechs Monaten oder weniger Frieden im Nahen Osten herbeiführt, ohne die eigene Wohnung zu verlassen“ von Gregory Levey. Ich war mit dem festen Vorsatz gekommen, diese in Europa und den Vereinigten Staaten weit verbreitete Attitüde in mir selbst zu bekämpfen. Ich wollte mir alle Erzählungen und Argumente aufmerksam anhören und mich der Komplexität des Nahen Ostens gleichsam schutzlos ausliefern, ohne den Panzer vorschneller Parteinahme. Das war leichter gesagt als getan. Es ist sehr anstrengend, zwei Wahrheiten, die einander zu widersprechen scheinen, nebeneinander bestehen zu lassen. 

Meine Sympathie für Israel hat in den vergangenen drei Jahren nicht um ein Jota abgenommen, aber heute verstehe ich die Traumata der Palästinenser sehr viel besser. Ich idealisiere Israel nicht mehr so sehr wie früher, aber ich bin auch nicht bereit, die Palästinenser nur als Opfer zu sehen. Als ich kam, sah ich meinen eigenen Standort im politischen Spektrum Israels in der Mitte; heute stehe ich eher links. Habe ich mich verändert – oder hat Israel sich verändert? Wie auch immer, meine Konfusion ist heute größer als vor drei Jahren. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass Konfusion Erkenntnisfortschritt bedeutet: Wer im Nahen Osten an einfache Antworten glaubt, hat nichts verstanden.

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Auch heute, im Jahr 2014, ist die Zwei-Staaten-Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt offizielles Ziel der deutschen, europäischen und amerikanischen Nahostpolitik. Im Juni 2011 war ich allerdings optimistischer als heute im Hinblick auf die Realisierbarkeit dieser Lösung. 

Damals lagen die letzten palästinensischen Selbstmordattentate bereits drei Jahre zurück. Mit der Operation „Gegossenes Blei“ im Winter 2008/2009 hatte die israelische Armee den Raketenterror aus dem Gazastreifen gestoppt. Der so genannte Arabische Frühling (in Israel sprach man lieber mit skeptischem Unterton von „Arabischen Umbrüchen“) hatte sichtbar gemacht, dass die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Rückständigkeit der arabischen Welt Folge des Versagens der heimischen Eliten war – und nicht das Produkt einer ausländischen (sprich: zionistischen) Verschwörung. 

In den Palästinensischen Gebieten führte Ministerpräsident Salam Fayyad mit westlicher Unterstützung mutige Reformen zum Aufbau einer effizienten, rechtsstaatlichen und korruptionsfreien Exekutive durch, die den Nukleus künftiger palästinensischer Staatlichkeit bilden sollte. In der Knesset gab es eine klare Mehrheit für eine Zwei-Staaten-Lösung. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich im Juni 2009, zu Beginn der Legislaturperiode, in seiner „Bar-Ilan-Rede“ erstmals für diese Lösung ausgesprochen, obwohl ein großer Teil des Likud, seiner eigenen Partei, weiterhin dagegen war. 

Heute kommen mir die vergangenen drei Jahre als eine Zeit verpasster Chancen vor. In der ganzen Region zerfielen staatliche Ordnungen unter dem Ansturm bewaffneter nichtsstaatlicher Akteure mit konfessioneller und/oder ethnopolitischer Agenda – doch die vermeintliche Stabilität des israelisch-palästinensischen Status quo erzeugte bei vielen Israelis die Illusion, die Zeit dränge nicht. Aus der Knesset-Wahl von 2013 ging der siedlerfreundliche rechte Flügel des Likud gestärkt hervor. Einen beachtlichen Erfolg erzielte auch die Siedlerpartei „Das jüdischen Zuhause“ (HaBajit HaJehudi) – eine nach europäischen Maßstäben rechtsradikale politische Gruppierung, die im neuen Kabinett Netanjahu unter anderem das für Siedlungen in Ost-Jerusalem und dem Westjordanland zuständige Bauressort erhielt. Auf palästinensischer Seite setzte die so genannte „Anti-Normalisierungs-Bewegung“ immer häufiger einen Boykott israelisch-palästinensischer Dialogveranstaltungen durch – von Begegnungen also, wie sie gerade auch auf dem Programm der deutschen politischen Stiftungen standen und stehen. 

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Am 31. Juli 2014 bin ich nach Deutschland zurückgereist – mitten in einer Zeit blutiger Kämpfe zwischen Israel und der Hamas. In diesem Konflikt bin ich nicht neutral; aus meiner Sicht ist Israel im Recht. Kein Staat kann es hinnehmen, dass seine Zivilbevölkerung ständig mit Raketen aus einem benachbarten Gebiet terrorisiert wird. Kein Staat kann es hinnehmen, dass unterirdische Tunnel in das eigene Territorium hinein gegraben werden, deren einziger Zweck es ist, Mordkommandos einzuschleusen. 

Auch wenn die Bilder von Tod und Zerstörung in Gaza etwas anderes zu erzählen scheinen: es gibt wohl kaum eine Armee in der Welt, die so intensiv geschult ist und sich so intensiv bemüht, die Regeln des humanitären Völkerrechts zum Schutz der gegnerischen Zivilbevölkerung zu beachten. Die Hamas treibt ein diabolisches Spiel. Während sich ihre Führung in sicheren Bunkern verschanzt oder von Luxushotels in Qatar aus den Propagandakrieg gegen Israel koordiniert, verheizt sie ganz bewusst ihr eigenes Volk als Menschenmaterial zum Schutz ihrer Raketenstellungen. Die PR-Abteilung der israelischen Armee hat diese Taktik mit einem viel zitierten Slogan auf den Punkt gebracht: „Israel setzt Waffen ein, um Menschen zu schützen. Die Hamas setzt Menschen ein, um Waffen zu schützen.“ 

Zu den strategischen Zielen der Hamas gehört es, eine Welle der Solidarisierung im Westjordanland auszulösen, die säkularnationalistische Fatah als eine Bande von Vaterlandsverrätern zu denunzieren und Israel in den Augen der Welt als Schurkenstaat darzustellen. Auch für diese Zwecke verheizt sie ihr eigenes Volk. Und auch damit hat sie in gewisser Weise Erfolg. Nicht nur im Westjordanland, sondern inzwischen selbst bei vielen israelischen Arabern gilt der Kampf der radikalislamischen Hamas als gerechter nationaler Widerstand; dagegen werden die Fatah und vor allem der friedfertige Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zunehmend als zahnlose Tiger verachtet. Ich beobachte solche Einstellungen inzwischen auch bei palästinensischen Christen – Menschen also, deren Brüder und Schwestern im Gazastreifen unter der islamistischen Gewaltherrschaft der Hamas zu leiden haben. 

Ähnlich erfolgreich ist der internationale Propagandakrieg der Hamas: Die Saat des Hasses geht auf. Anti-israelische Demonstrationen in Europa, auf denen judenfeindliche Hetzparolen skandiert werden, und Gewalt gegen Menschen, die der extremistische Mob als Juden identifiziert, hat es meiner Erinnerung nach – die bis in die Zeit des Sechstagekrieges von 1967 zurückreicht – so noch nie gegeben. 

Zu meinen Aufgaben in Israel hat es gehört, den israelisch-europäischen Dialog zu fördern. Das war nicht einfach, denn viele Israelis betrachten Europa inzwischen als einen für sie gefährlichen Kontinent, in dem jüdisches Leben bald keinen Platz mehr hat und wo das Judentum nur noch im Museum zu besichtigen ist. Leider gibt es immer mehr Indizien, die ihnen Recht geben: Synagogen und jüdische Schulen müssen in manchen europäischen Städten wie Hochsicherheitstrakte bewacht werden. Wer in der Öffentlichkeit Kippa trägt, muss vielerorts damit rechnen, angepöbelt oder gar verprügelt zu werden. Zentrale religiöse Vorschriften des Judentums – wie das Schächten von Tieren und die Beschneidung neugeborener Knaben – werden zur Zielscheibe einer unheiligen Allianz aus fundamentalistischem Säkularismus und neuheidnischem Antisemitismus. 

Dieses Europa, das nach außen gern als moralische Supermacht auftritt, ist offenbar nicht in der Lage, das eigene Haus in Ordnung zu halten. Damit baut es ungewollt psychologische Hindernisse auf dem Weg zum Frieden auf, denn die europäische Ohnmacht gegenüber dem judenfeindlichen Ad-hoc-Bündnis aus Rechtsextremisten, radikalen Islamisten und Teilen der pro-palästinensischen Linken scheint eine unter israelischen Juden weit verbreitete, historisch begründete vor dem Alleingelassenwerden zu bestätigen. 

Auf der ganzen Welt leben knapp 14 Millionen Juden, davon über 40% in Israel. Dieser verschwindend geringen Zahl stehen 1,6 Milliarden Muslime gegenüber, davon rund 370 Millionen in den Ländern der Arabischen Liga. Immer wieder habe ich in Israel Formulierungen gehört, die so oder ähnlich lauteten: „Wenn unsere Feinde sich erneut daranmachen werden, uns alle abzuschlachten, dann wird die Welt erneut bloß zuschauen, nichts tun – und am Ende wohlgesetzte Kondolenztelegramme verfassen. Die einzigen, auf die wir uns voll verlassen können, sind wir selbst.“ Ich verstehe die Urangst der israelischen Juden – und sehe mit großer Sorge die daraus resultierenden Verhärtungen, die eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts erschweren. 

*** 

Wenn die Waffen zwischen Israel und der Hamas schweigen, müssen strukturelle Probleme angepackt werden, die viel zu lange vernachlässigt wurden – auf israelischer wie auf palästinensischer Seite. Ich meine damit nicht allein die Notwendigkeit von Arrangements, die zur totalen und dauerhaften Entwaffnung der Hamas führen, die Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde im Gazastreifen wiederherstellen und den Bewohnern von Gaza Bewegungsfreiheit zurückgeben – das alles ist gut und notwendig. Mir geht es um etwas Anderes – etwas, das viel tiefer geht. 

Wenn ich meine Erfahrungen von 2011 bis 2014 in einem Satz zusammenfassen sollte, dann würde ich sagen: Das Kernproblem des Konflikts ist die wechselseitige Dehumanisierung und der daraus resultierende Mangel an wechselseitiger Empathie für die Traumata der anderen Seite. Ich weiß, dass solche generalisierenden Aussagen problematisch sind, doch kann ich dafür – neben Meinungsumfragen – eine Fülle von anekdotischen Zeugnissen beibringen. 

Die von Israel seit dem Ende der Zweiten Intifada errichtete Sperranlage aus Zäunen und Betonmauern mag ein wichtiger Grund dafür sein, dass die Israelis seit Jahren von Selbstmordattentaten verschont geblieben sind. (Nach Auskunft von Experten ist das vor allem die Frucht der polizeilichen und geheimdienstlichen Zusammenarbeit zwischen Palästinensern und Israelis, aber darüber spricht man nicht gern.) Die physische Trennung beider Völker hat die wechselseitige Entfremdung gefördert. Jüdische Israelis und Palästinenser wohnen füreinander auf verschiedenen Planeten. Für den Durchschnitts-Israeli sind alle Palästinenser potenzielle, vielleicht sogar verkappte Terroristen. Für den Durchschnitts-Palästinenser sind alle Israelis Besatzer – arrogante Wachposten an den Checkpoints und aggressive Siedler. 

„Dehumanisierung“ ist ein Schlüsselbegriff im israelisch-palästinensischen Diskurs. Er beschreibt die Unfähigkeit, den anderen in seinem individuellen Menschsein wahrzunehmen. Der andere ist nur noch Teil eines feindlichen Kollektivs, das auf Vertreibung oder gar Vernichtung des eigenen Kollektivs sinnt. Deshalb ist Mitleid mit dem anderen gleichbedeutend mit Verrat am eigenen Volk. Genau an dieser Stelle muss das Umdenken ansetzen, doch gerade hier hat der blutige Kampf zwischen Israel und der Hamas neue Verwüstungen in den Herzen und Köpfen der Menschen auf beiden Seiten angerichtet. 

Trotz aller negativen Erfahrungen, die mich manchmal verzweifeln lassen, tröste ich mich mit einem Gedanken, den ich aus vielen guten Gesprächen mitnehme: Die meisten jüdischen Israelis und die meisten Palästinenser – also die große Mehrheit der Anständigen auf beiden Seiten – spüren im ihrem tiefsten Innern, dass die Dehumanisierung der Gegenseite sie immer tiefer in eine Sackgasse führt und letztlich die eigene Humanität aushöhlt. Verachtung (vor allem auf jüdisch-israelischer Seite) und Hass (vor allem auf palästinensischer Seite) zerstören die eigene moralische Integrität. Die Ausbrüche von Verachtung und Hass, die ich in den letzten Wochen mit eigenen Augen und Ohren auf beiden Seiten erleben musste, haben mich tief erschüttert. Gleichzeitig habe ich Geschichten gehört, die meinen Glauben an die Menschen hier gerettet haben. 

Am meisten beeindruckt haben mich Äußerungen der Familie von Naftali Fraenkel, einem der drei am 12. Juni entführten und dann ermordeten israelischen Jugendlichen. Als bekannt wurde, dass am 2. Juli – offenbar aus Rache – der palästinensische Jugendliche Mohammed Abu Khdeir entführt und ermordet worden war, erklärte sie öffentlich: „Es gibt keinen Unterschied zwischen (jüdischem) und (palästinensischem) Blut. Mord ist Mord.“ Und Rachelle Fraenkel, die Mutter von Naftali, kondolierte der Familie von Muhammed mit den Worten: „Nur die Mörder unserer Söhne … – und nicht unschuldige Menschen – sind zu bestrafen. Das ist eine Sache von Armee, Polizei und Justiz – und nicht von Bürgerwehren. Keine Mutter und kein Vater sollen je das durchmachen müssen, was wir durchmachen, und wir teilen den Schmerz von Mohammeds Eltern.“ 

Ich sprach darüber mit einem palästinensischen Bekannten, einem gläubigen Moslem, der mir daraufhin Folgendes erzählte: Vor gut 20 Jahren – er war damals 18 Jahre alt – habe er seine Großmutter besucht und sie weinend angetroffen. Er fragte, warum sie weine. Sie antwortete: „Eben kam in den Nachrichten, dass zwei israelische Soldaten getötet worden sind.“ Mein Bekannter entgegnete: „Aber Oma, das sind doch keine von uns!“ Darauf habe sie nur gesagt: „Aber die haben doch auch Mütter!“ Diese Worte seiner Großmutter, so mein Bekannter, hätten auf ihn eine nachhaltige Wirkung gehabt und sein Denken verändert. 

In ihrer ganzen Schlichtheit bringt diese Anekdote auf den Punkt, wie ein Anti-Dehumanisierungs-Programm aussehen müsste. Man kann ein solches Programm leider nicht von politischen Führern erwarten, die den Eindruck haben, sich in Teilen des eigenen Volkes mit einer Rhetorik der Dehumanisierung des anderen Volkes beliebt zu machen. Die Gegenbewegung muss aus dem Innern beider Völker kommen. Nur dann wird sich etwas ändern, nur dann werden die politischen Führungen umdenken und damit beginnen, jegliche Hetze gegen das andere Volk zu ächten und zu ahnden. 

Die Mehrheit der anständigen Palästinenser muss dagegen protestieren, dass Artikel 7 der Hamas-Charta die Ermordung der Juden durch Muslime nicht nur für legitim, sondern zur Voraussetzung des Jüngsten Gerichts erklärt. Und unter jüdischen Israelis muss es einen Aufschrei geben, wenn in einem Blog der „Times of Israel“ allen Ernstes über die Zulässigkeit eines Völkermordes an den Palästinensern im Gazastreifen sinniert wird. (Die „Times of Israel“ nahm diesen Beitrag sofort vom Netz und beendete fristlos ihre Zusammenarbeit mit dem Blogger Yochanan Gordon; aber in verschiedenen Online-Diskussionsforen erntete Gordon einigen Applaus.) 

Nur wenn die israelische und die palästinensische Gesellschaft sich gegen Verachtung und Hass in ihren eigenen Reihen aufbäumen, kann es zu einem tragfähigen Modus vivendi, ja zu einem Miteinander auf Augenhöhe zwischen beiden Seiten kommen. Doch wenn die Mehrheit der Anständigen sich nicht wehrt, wird Folgendes geschehen: Die radikalen palästinensischen Nationalisten und Islamisten werden weiterhin bestreiten, dass die heutigen Juden überhaupt noch etwas mit den Juden aus biblischer Zeit zu tun haben, und davon träumen, dass sie in einem jahrzehntelangen Zermürbungskrieg mit immer besseren Raketen „die Juden“ aus dem Heiligen Land herausmobben können. Die extreme israelische Rechte wird weiterhin die Existenz eines palästinensischen Volkes leugnen und davon träumen, „die Araber“, die sich biblisches Land widerrechtlich angeeignet hätten, nach Jordanien und andere Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas „umsiedeln“ zu können. 

***

Ich habe gelernt, dass keine der beiden Seiten das Feld räumen wird: „Wir bleiben hier! Das ist unser Land!“ Wenn dem so ist – und wenn sie die Option ausschließen, das andere Kollektiv zu vertreiben oder zu vernichten –, dann bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als sich zu arrangieren und anzuerkennen, dass dieses Land von zwei Völkern als Heimat beansprucht werden darf – in welcher Form auch immer sie es unter sich aufteilen. 

Ich setze meine Hoffnung auch darauf, dass beide Seiten erkennen: Wir können auf Dauer nur überleben – und zwar gemeinsam –, wenn wir unseren Konflikt beilegen. Die ganze Region befindet sich im Ausnahmezustand, vielleicht sogar am Beginn eines Dreißigjährigen Krieges, in dem Muslime einander zu Tausenden töten und ganze Landstriche von Christen „gesäubert“ werden. Israelis und Palästinenser haben ein vitales Interesse an stabilen Verhältnissen, und dazu können sie selbst – zusammen mit ihren jordanischen und ägyptischen Nachbarn – wesentlich beitragen. 

Michael Mertes, geb. 1953, war von 2011 bis 2014 Leiter des Auslandsbüros Israel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem.

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