Missbrauch: Kirchenleitung muss Verantwortung übernehmen!

Eine Initiative katholischer Laien hat am 15. November 2019 einen Aufruf veröffentlicht, der sich gegen eine steuerliche Haftung der Laien in der Missbrauchsfrage wendet und von den Bischöfen fordert, dass sie sich zu ihrer eigenen Verantwortung bekennen. Die 19 Erstunterzeichner werben um Unterstützung für einen entsprechenden Brief an die Deutsche Bischofskonferenz.

Sie können den Aufruf „Missbrauch: Kirchenleitung muss Verantwortung übernehmen“ hier ausdrucken.

Katholische Laien fordern:
Bischöfe sollen sich zur eigenen Verantwortung bekennen

Aufruf gegen steuerliche Haftung der Laien für kirchliches Leitungsversagen

Der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Ackermann, hat 10. November 2019 die Auffassung geäußert, alle Kirchenmitglieder seien als Solidargemeinschaft in der Pflicht, über ihre Kirchensteuer die Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer mitzufinanzieren. Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hat zu Recht vor diesem Weg gewarnt.

Solange Priester und Bischöfe sich für ihr Handeln nicht gegenüber dem Kirchenvolk verantworten müssen, haften die Laien nicht für Verfehlungen der Kirchenleitung. Die Solidarität des Kirchenvolks gilt vielmehr den Opfern, die endlich ein klares Bekenntnis der Kirchenleitung zur eigenen Verantwortung erwarten. Deshalb hat sich eine Initiative katholischer Laien entschlossen, ihre Ablehnung der Überlegungen von Bischof Ackermann in einem Brief an die Bischofskonferenz zum Ausdruck zu bringen. Sie laden ihre katholischen Mitchristen dazu ein, diesen Appell zu unterstützen.

Im Folgenden wird der Brief mit den Erstunterzeichnern dokumentiert.
Wer sich dem anschließen will, kann dies durch eine E-Mail an die Adresse mertes-rembser@web.de tun.

Aufruf

Missbrauch: Kirchenleitung muss
Verantwortung übernehmen!

An die Deutsche Bischofskonferenz

Sehr geehrte Herren Bischöfe!

Am 10. November 2019 erklärte Ihr Missbrauchsbeauftragter, Bischof Stephan Ackermann, er sehe zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus Kirchensteuermitteln „keine Alternative“, auch wenn es vielen Gläubigen widerstrebe, für „Verfehlungen einzelner Geistlicher“ einzustehen. Die Kirchenmitglieder seien als „Solidargemeinschaft“ in der Pflicht.

Dieser Auffassung widersprechen wir mit allem Nachdruck.

Wir halten es für eine selbstverständliche Pflicht der Kirchenleitung, Sorge dafür zu tragen, dass Menschen, denen Kleriker sexuelle Gewalt angetan haben, angemessen entschädigt werden. Zugleich streiten wir der Kirchenleitung das Recht ab, die Kirchensteuerzahler zur Finanzierung solcher Entschädigungsleistungen heranzuziehen. Das wäre ein Frontalangriff auf die Legitimität des geltenden Kirchensteuersystems.

Wir erwarten von unserer Kirchenleitung die Bereitschaft, endlich ein öffentliches Bekenntnis zur eigenen Verantwortung abzulegen. Dazu gehört ein zeichenhafter Beitrag, der darin bestehen könnte, dass alle amtierenden und emeritierten deutschen Bischöfe eine Zeitlang einen Teil ihres Gehalts und ihrer Pension in einen Entschädigungsfonds für kirchliche Missbrauchsopfer einzahlen.

Wir vermissen bei unserer Kirchenleitung die Bereitschaft, ohne relativierende Floskeln Verantwortung für eigenes Versagen zu übernehmen. Von jedem Politiker, in dessen Amtsbereich erhebliche Missstände auftreten, wird zu Recht erwartet, dass er sich – auch ohne persönliche Schuld – seiner „politischen Verantwortung“ stellt und zurücktritt. Es fällt auf, dass unsere Kirchenleitung diesen hohen ethischen Standard gegen sich selbst nicht gelten lässt.

In der Katholischen Kirche hat ein System struktureller Verantwortungslosigkeit die Verbrechen von Klerikern begünstigt. Während wir als Bürger eines demokratischen Rechtsstaats politische und juristische Möglichkeiten haben, gegen Machtmissbrauch vorzugehen, sind uns als Gläubigen solche Wege gegenüber der Kirchenleitung nach wie vor versperrt. Deshalb haften wir auch nicht für das Fehlverhalten der kirchlichen Obrigkeit.

Diejenigen, die das gegenwärtige System struktureller Verantwortungslosigkeit gewollt haben und immer noch verteidigen, dürfen die Folgen ihres eigenen Tuns und Lassens nicht auf Unbeteiligte abwälzen. Wir fordern sie auf, mit Anstand und Würde die Konsequenzen selbst zu tragen.

Mit freundlichen Grüßen

Erstunterzeichner:

Susanne Benarey , Franz Josef Bösing, Roswitha Cordes, Dr. Stephan Eisel, Ruth Guntram, Dr. Ulrich Guntram, Karin Mertens, Michael Mertes, Susanne Niedermeyr-Vogt, Elisabeth Pitsch, Barbara Rembser-Mertes, Gabriele van de Sand, Dr. Klemens van de Sand, Dr. Klaus Sandführ, Dr. Ute Sandführ, Dr. Martin Utsch, Dr. Anselm Verbeek, Margret Verbeek, Bernhard Vogt

Verantwortliche Initiatoren:
Michael Mertes | Barbara Rembser-Mertes | Dr. Stephan Eisel
E-Mail:
mertes-rembser@gmx.de
Postanschrift: Oberer Girzenweg 7 | 53343 Wachtberg

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