Katastrophenhilfe konkret

Der Bonner Diplom-Geograph Matthias Habel berichtet von seinem Einsatz als freiwilliger Helfer im Hochwassergebiet von Bad Neuenahr. Spenden für die Hochwasseropfer können sie u. a. bei der Sonderaktion der Aktion Weihnachtslicht des Bonner General-Anzeiger (DE76 3705 0198 0000 0047 70 bei der Spar­kas­se Köln­Bonn, Stich­wort: Hoch­was­ser­hil­fe). Die Spen­den kom­men zu 100 Pro­zent bei den Be­dürf­ti­gen an. Bei der Ver­tei­lung kooperiert die Aktion  auch mit den be­trof­fe­nen Kom­mu­nen, vor al­lem an der Ahr und im Raum Rhein­bach.

Matthias Habel

Katastrophenhilfe konkret

Erfahrungsbericht eines freiwilligen Helfers im Hochwassergebiet vom 20. Juli 2021

Ein weiterer Tag in Bad Neuenahr geht zu Ende. Im Vergleich zu gestern haben sich im organisatorischen Ablauf viele Dinge positiv verändert!

An allen Ecken des Ortes sieht man Einsatzkräfte von THW, Bundeswehr, Feuerwehr und Polizei. Entweder mit schwerem Räumgerät oder aber schlicht und einfach mit Händen und Körperkraft. Dazu sind unzählige freiwillige Helfer aus ganz Deutschland vor Ort: Landwirte, GaLa-Bauer, Bauunternehmer, Catering-Firmen, Reifen-Reparaturdienste.

Vor den Häusern werden IBC-Container mit (Brauch-)Wasser abgestellt, um die verschlammten und leer geräumten Räume auszuspülen. Überall laufen Generatoren, um Strom zu erzeugen. Zahlreiche Helfer beliefern einen mit allem Arbeitsmaterial, was man in so einer Situation benötigt: Gummistiefel, Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Verbandsmaterial, Pumpen, Schaufeln. Und das ganze einfach auf Zuruf, ohne Bezahlung. Alles Spendenmaterial!

Dazu sind Freiwillige unterwegs, die Essen und Getränke verteilen. Es gibt Lunch-Tüten mit Brot, Obst und Schokoriegeln. Es gibt Bollerwagen, auf denen auf Autoreifen Woks stehen und leckere Reisgerichte mit Brot verteilt werden. In der Ortsmitte steht ein Burger-Truck von Mr. Le‘s Foodtruck & Bistro aus Viersen, der für World Central Kitchen Burger ausgibt. Und zwar nicht irgendwelche Burger, sondern frisch zubereitete Burger mit allerbestem Geschmack. Alleine diese Truppe hat die Motivation der Helfer heute im Umkreis von 1 km massiv gesteigert – und keinen müden Cent für Burger und Pommes genommen.

Ich bin zutiefst beeindruckt vom Engagement vor Ort, welches nun in Fahrt gekommen ist. Die Organisation der Katastrophenbewältigung hat sich – zumindest in Bad Neuenahr – gefunden und es läuft wie am Schnürchen. Auf dem Grundstück, wo ich im Einsatz war, befand sich noch ein angespültes Wohnmobil, welches leider viel Platz wegnahm, der für die Ablage von Sperrmüll benötigt wurde. Also habe ich den nächsten Bundeswehr-Trupp angesprochen, ob sie dieses Problem für uns lösen könnten. Ergebnis: 20 Minuten später kam ein Abschleppbetrieb, der in Zusammenarbeit mit einem Traktorfahrer das Wohnmobil zunächst auf die Straße und später dann auch zur Sammelstelle für Fahrzeuge geschleppt hat.

So positiv das auch alles klingt: Das Ahrtal benötigt weiterhin Helfer. Viele private Helfer. Helfer, die Schlamm in Eimern schleppen, die Müll und Unrat aus den Gärten sammeln und an die Straßen kippen. Helfer, die mit beiden Händen im Morast wühlen und sich dabei bewusst sind, dass dies nicht einfach nur Schlamm ist, sondern Sondermüll aus Schlamm, Fäkalien, Schrauben, Nägeln, Holzbruchstücken, toten Tieren sowie ausgelaufenen Farben, Lacken und Chemikalien. Hochgiftiger, stinkender Schlamm, der in offenen Wunden Infektionen auslösen kann und schwere Darmerkrankungen. Zum Glück sind aber auch überall Sanitäter unterwegs, die einen bei Bedarf sofort verarzten und jede offene Wunde sofort professionell versorgen.

Es ist tatsächlich so: Hilfsbereitschaft und Solidarität vor Ort sind enorm und das Gefühl, so etwas zu erleben und auch dabei zu sein, wird mich auf lange Zeit hin sehr positiv beeinflussen.

Daher mein Aufruf: Wer frei von Ekel ist und den beißenden Gestank aushält, der möge sich auf den Weg machen – so wie die Truppe aus Dresden (!), die am Nachmittag ebenfalls eintraf und in „unserem“ Garten half.

Geparkt wird am besten im Innovationspark Ringen – von dort gibt es mittlerweile einen regelmäßigen Shuttle-Bus-Verkehr in das Katastrophengebiet. Ihr müsst nichts mitbringen außer euch selbst!

Die Menschen im Ahrtal werden es euch danken!

Matthias Habel ist Diplom-Geograph und war bis Oktober 2020 Leiter der Unternehmenskommunikation und Pressesprecher von Wetter Online GmbH. Er ist

erfahrener Marketing-Spezialist und PR-Fachmann mit großer Content-Expertise, ausgewiesener Experte für Digital Content Marketing mit internationaler Expansionserfahrung und erfolgreicher Social-Media- und Community-Manager mit expliziter Shitstorm-Erfahrung und offen für neue Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt.
Weitere Informationen und Erreichbarkeit unter https://de.linkedin.com/in/matthiashabel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert