MEHR FÜR VERFOLGTE CHRISTEN TUN

Heribert Hirte MdB setzt sich als Vorsitzender des Stephanuskreises innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit ein.

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Heribert Hirte

Mehr tun für verfolgte Christen!

Spätestens das brutale Vorgehen der Islamisten im Irak und in Syrien gegen Christen und andere religiöse Minderheiten hat es uns schmerzlich vor Augen geführt: Christenverfolgung gab es nicht nur im antiken Rom. Im Gegenteil: Die Verfolgung und Benachteiligung aus religiösen Gründen ist weiter verbreitet, als das vielen hier im Westen bewusst ist. Dabei geht es nicht nur um die Konfliktherde, die in den Medien präsent sind (und von da meist ja auch recht schnell wieder verschwinden), sondern auch um die zahllosen alltäglichen Hürden, die Christen in vielen Ländern der Erde in den Weg gestellt werden.

Nur Christen? Keineswegs! Laut der aktuellsten Studie zu dem Thema, dem Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2014“ der katholischen Hilfsorganisation „Kirche in Not“, bieten 116 von 196 Staaten Anlass zur Sorge in Sachen Religionsfreiheit generell. Die Ergebnisse decken sich mit anderen wissenschaftlichen Untersuchungen. Die Religionsfreiheit wird täglich angegriffen – überall auf der Welt: ob in Pakistan, wo jüngst ein christliches Ehepaar gelyncht wurde, weil es angeblich den Koran geschändet hatte, in Nigeria, wo die Terrororganisation Boko Haram versucht, die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgruppe als Brandbeschleuniger für wirtschaftliche Konflikte zu nutzen, oder eben im Irak und in Syrien, wo Fanatiker einen sogenannten „Islamischen Staat“ ausgerufen haben, der alles von der (in diesem Fall sunnitischen) Norm Abweichende einebnen, ja am besten auslöschen will. Die Christen sind dabei weltweit die am stärksten betroffene Religionsgemeinschaft – zahlenmäßig und was den Grad der Verfolgung angeht: Werden sie angegriffen, geht es meist nicht nur um gesellschaftliche und/oder Benachteiligungen (die schlimm genug wären), sondern um die Zerstörung von Kirchen, körperliche Gewalt, ja sogar Mord.

Dagegen müssen wir von der CDU/CSU als christliche Parteien unsere Stimmen erheben, was wir mithilfe des Stephanuskreises auch regelmäßig tun. Das Thema geht aber nicht nur die dezidiert christlichen Organisationen an, sondern uns alle. Denn: Jeder Versuch, die Religionsfreiheit einzuschränken, ist ein Angriff auf ein wesentliches Menschenrecht. Ja sogar noch mehr: Überall dort, wo die Religionsfreiheit beschnitten wird, werden auch andere Freiheiten wie die Presse-, Versammlungs- oder Meinungsfreiheit nicht oder nur unzureichend gewährt. Wird also die Religionsfreiheit ausgebaut, profitieren auch die anderen Menschenrechte. Dazu kommt: Verbessert sich die Lage für Christen, verbessert sich automatisch auch die Situation anderer (religiöser) Minderheiten – oder auch der Mehrheitsgesellschaft. Deshalb lohnt es sich, gegen jegliche Gewalt gegen Christen vorzugehen – sei es Gewalt von Seiten einer bestimmten Regierung oder einzelner gesellschaftlicher Akteure.

Dennoch empfinden es viele Menschen als anrüchig, wenn wir uns nur um die „eigenen Leute“ kümmern. Selbst die großen Kirchen in Deutschland geben zu, dass sie das Thema Christenverfolgung lange nicht als ihr eigenes angesehen haben. Bis heute betonen viele Christen in gehobenen Positionen, dass sie sich selbstverständlich nicht nur für ihre Glaubensbrüder und -schwestern einsetzen, sondern für alle, die in ihren religiösen Rechten beschnitten werden. Eine Haltung, die in anderen Ländern wie den USA oder auch in vielen muslimischen Ländern gar nicht verstanden wird. In Deutschland aber ist Religion mittlerweile weitgehend Privatsache, man mischt sich da am besten nicht ein. Was viele vergessen: Zur Religionsfreiheit gehört auch das Recht, nicht zu glauben. Es geht deshalb kein Weg daran vorbei, für diese so sensible Freiheit zu kämpfen, egal welche Haltung man zur Religion an sich hat.

Was also können wir tun? Die wichtigste Waffe im Kampf für die freie Ausübung des eigenen Glaubens ist das Wort. Sprechen wir über die Missstände, wo auch immer wir von ihnen wissen. Treten wir selbstbewusst für das Recht ein, unsere Religion auszuüben. Und gestehen wir umgekehrt anderen das Recht zu, dies ebenfalls zu tun. Nur so verhindern wir, dass sich radikale Ideen mit dem Anspruch auf Alleinherrschaft durchsetzen.

Und: Verhindern wir, dass Religion – egal welche – missbraucht wird. Glaubensfragen sind häufig nur ein Konfliktfaktor von vielen und sie wirken vor allem dort wie Öl im Feuer, wo die Lebensumstände der Bevölkerung nicht unbedingt die besten sind. So herrscht in den betroffenen Ländern zum Beispiel selten echte Rechtsstaatlichkeit, es gibt kaum demokratische Strukturen oder Teilhabemöglichkeiten. Auf der anderen Seite ist Korruption an der Tagesordnung, das Bildungssystem aber schlecht und die wirtschaftliche Situation und damit die Zukunftsaussichten für die Menschen ebenfalls.

All diese Probleme lösen sich nicht von selbst. Machen wir sie zum Thema und fordern wir Religionsfreiheit ein, wo immer es geht: im eigenen Land und in anderen Staaten, auf europäischer Ebene, in Fragen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und der Entwicklungshilfe oder auch in Schulbüchern. Denn eines ist klar: Wir müssen mehr tun – auch für verfolgte Christen!

Heribert Hirte MdB (1958) ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit Februar 2014 Vorsitzender des Stephanuskreises innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der sich gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit einsetzt. Seine vorherige Tätigkeit als Professor für Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht führte den praktizierenden Katholiken häufig ins Ausland, wo er verschiedenste gesellschaftliche Haltungen zur Religion kennenlernte. Der gebürtige Kölner ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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