Glück zur Papst-Entscheidung in Sachen Limburg

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
und Mitherausgeber von kreuz-und-quer.de forderte in einem
Interview mit dem Deutschlandfunk zur Entscheidung des Papstes
über die Vorgänge im Bistum Limburg umfassende
Aufklärung. Die ganze Kirche müsse ihre Arbeit transparenter
machen.

 
Zum Interview von Alois Glück im
Deutschlandfunk geht es hier
23.10.2013 ·
13:10 Uhr
 
Der Wortlaut des DLF-Interviews am
23.10.2013:
 
Thielko Grieß: Der Vatikan hat dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst vorerst die Führung der Amtsgeschäfte entzogen, ihn aber in seiner Funktion als Bischof belassen. Der Papst hat den noch von Tebartz-van Elst berufenen
neuen Generalvikar und bisherigen Stadtdekan von Wiesbaden,
Wolfgang Rösch, als Interimsverwalter im Bistumeingesetzt.
Am Telefon begrüße ich jetzt Alois Glück, den Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Herr Glück, guten Tag. Alois Glück: Guten Tag!
Eine Auszeit für den Limburger Bischof – ist das eine richtige
Entscheidung?
 
Alois Glück: Ich begrüße diese Entscheidung, und zwar
deshalb, weil damit möglich ist eine sorgfältige Prüfung, und zwar,
was alle Vorgänge betrifft und was alle Beteiligten betrifft. Das
gilt einmal sorgfältige Prüfung, was die Rolle des Bischofs
betrifft, aber da gibt es ja auch sicher noch andere Akteure.
 
Grieß: Wen haben Sie da im Auge?
 
Glück: Das weiß ich im Einzelnen nicht, aber es wird da vermutlich, um ein Beispiel zu nennen, der bisherige Generalvikar oder auch andere an der Sache nicht völlig
unbeteiligt sein. Es muss auch kritisch geprüft werden die Rolle
der Gremien, die Information der Gremien, aber auch, wie die
Gremien selbst agiert haben. Und ich denke, es muss einmal geprüft
werden die Entwicklung der Baukosten, wer hat was veranlasst, was
ist die Ursache für manche Kostenentwicklung. Es muss ebenso dann
festgehalten werden, wie war denn die Informationspolitik dazu,
denn gerade dieses Thema hat ja sehr viel letztlich Glaubwürdigkeit
gekostet, Vertrauenskrise ausgeliefert. Und es ist ganz wichtig,
dass die Ergebnisse auch veröffentlicht werden, denn nur über
Transparenz kann Vertrauen wieder zurückgewonnen werden und nur so
kann vermieden werden, dass daraus irgendwelche
Verschwörungstheorien in die eine oder andere Richtung abgeleitet
werden.
 
Grieß: Sie sagen nun, Herr Glück, dass die Kommission, die
eingesetzt worden ist, um das Finanzgebaren am bischöflichen Stuhl
in Limburg zu untersuchen, dass die nun Zeit habe, alles gründlich
zu untersuchen. Aber man könnte das ja auch andersherum drehen und
fragen, warum der Papst diese Ergebnisse nicht erst noch abwartet.
 
Glück: Er wartet sie ja ab, bis er eine Entscheidung trifft, ob der
Bischof Bischof von Limburg bleiben kann. Die heutige Entscheidung
lässt ja jede weitere Entwicklung offen. Grieß: Auch die Rückkehr
des Bischofs auf seinen Stuhl in Limburg? Glück: Auch die Rückkehr.
Das muss ja auch prinzipiell offen sein nach einer sorgfältigen
Prüfung. So gesehen ist es keine Vorwegfestlegung. Dabei wird
sicher dann auch einmal zu bewerten sein, ob es dem Bischof möglich
ist, gegebenenfalls auch das Vertrauen der Gläubigen
zurückzugewinnen, denn der Vertrauensverlust in die Person des
Bischofs ist ja letztlich vielleicht noch dramatischer in der
Wirkung wie die Baukosten als solche.
 
Grieß: Wir haben gerade in dem Beitrag des Kollegen Lübben gehört, dass der Stadtdekan, Wolfgang Rösch, die Geschäfte nun dort in Limburg übernehmen soll
und auch mit allen Vollmachten ausgestattet wird, und offenbar ist
er in den vergangenen Tagen darauf schon vorbereitet worden. Hätte
das nicht – Sie haben gerade Transparenz angemahnt – ein wenig
schneller und transparenter an die Öffentlichkeit gelangen können?
Glück: Hier kommt es auf ein paar Tage hin oder her nicht an, wenn
die Dinge wirklich dann gut vorbereitet werden.
 
Grieß: Entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche, Herr Glück. Jeder Tag
zählt natürlich, wenn wir von Vertrauensverlust sprechen.
 
Glück: Das ist schon richtig und deswegen darf es nicht eine zu lange
Hängepartie werden. Aber ich möchte jetzt nicht um ein oder zwei
Tage hin oder her feilschen. Nur es darf nicht eine zu lange
Hängepartie werden, das würde den Vertrauensverlust fördern. Jetzt
ist aber wichtig, dass es wirklich ein gutes Prüfverfahren ist. Das
könnte nämlich auch ein wertvolles Modell werden für andere
Prüfungen innerhalb der Katholischen Kirche, sei es, wenn es um
theologische Positionen von Personen geht, oder um andere Dinge,
die ja nicht immer gerade transparent sind. Und wenn das Limburger
Beispiel dazu führt, dass alle Beteiligten angehört werden, und
dann eine transparente Entscheidung getroffen wird, dann wäre es
insgesamt ein Fortschritt.
 
Grieß: Sie sprechen die Bistümer außerhalb Limburgs an. Ein Teil der Finanzen und der Vermögensverhältnisse in verschiedenen Bistümern ist traditionell
nicht öffentlich. Einige Bistümer haben begonnen, diese Zahlen
öffentlich zu machen. Lesen Sie die Entscheidung aus Rom nun so,
dass diese übrigen Bistümer das schleunigst nachholen müssen?
Glück: Wir werden generell eingehende Beratungen führen müssen,
welche Konsequenzen, welche Lehren aus Limburg zu ziehen sind, und
zwar mit Blick auf Transparenz von Finanzen, im Hinblick auf die
Bedeutung von korrekter, sauberer Gremienarbeit, auch etwa in so
einer Frage, ob es denn richtig sein kann, wenn der Bischof seine
Kontrolleure im Bereich bischöflicher Stuhl selbst beruft. Da gibt
es eine Reihe von Fragen, die von genereller Bedeutung sind und die
in der deutschen Kirche noch gründlich beraten werden müssen.
 
Grieß: Das aber, was Sie sagen, Herr Glück, wird das
Amtsverständnis der Bischöfe einschneidend verändern, die bisher ja
in vielen Punkten schalten und walten können, wie sie es meinen.
 
Glück: In den Bereichen muss man halt auch entscheiden, was ist
theologisch richtig im Hinblick auf das Hirtenamt und was ist
andererseits auch richtig und auch theologisch richtig mit Blick
auf das Volk Gottes und im Hinblick auf die Beteiligung der
Gläubigen als das ganze Volk und die ganze Kirche.
 
Grieß: Eine letzte kurze Frage: Der Limburger Bischof soll die nächste Zeit
außerhalb der Diözese verbringen. Was kommt da infrage?
 
Glück: Keine Ahnung. Es ist auch nicht meine Aufgabe, darüber zu
spekulieren. Das weiß ich nicht.
 
Grieß: Alois Glück, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, heute Mittag bei uns im Deutschlandfunk. Ich danke Ihnen, Herr Glück, für die rasche Reaktion auf die Entscheidung aus Rom.
 
Glück: Ich danke auch.
 
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene
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